11.09.2017
Zunehmend wird für die Landwirte, die für die Biomethananlage in Mühlacker Mais anbauen, die „Durchwachsene Silphie“ zur alternativen Energie-Pflanze.
Auf einer Gesamtfläche von rund 25 Hektar haben zahlreiche Landwirte zwischen Pulverdingen und Knittlingen, darunter auch der Schützinger Uwe Conradt, in Maisfelder erstmals auch die „Durchwachsene Silphie“ säen lassen, die nun als Jungpflanze zwischen den Maisstauden gedeiht.
Bereits im kommenden Jahr sollen diese Energiepflanzen dann solitär auf diesen Äckern wachsen, um dann im Herbst wie Mais geerntet und als Rohstoff für die Biomethananlage siliert zu werden. Der Unterschied zum Maisanbau: Die „Silphie“ ist mehrjährig, treibt also gut und gerne 15 bis 20 Jahre lang immer wieder aufs Neue aus. Ein ökologischer Vorteil: Anders als bei Mais-Feldern erfolgt keine Bodenerosion, im Gegenteil, der Humus wird von Jahr zu Jahr mehr durchwurzelt. Zudem kommt der Pflanzenbestand mit weit weniger Pflegeaufwand aus, muss demzufolge auch kaum gedüngt werden, und ebenso entfällt ein regelmäßiger Herbizid-Einsatz.
Dies alles erfuhren beim „Mais-Tag“ der Biomethan-Anlage aus profundem Mund: Ralf Brodmann vom Energiepark Hahnennest in der nördlichen Bodensee-Region und Vorreiter in Sachen Silphie-Anbau vermittelte den überaus interessierten Landwirten praktisches Experten-Wissen über den Anbau der in dieser Region noch wenig verbreiteten Kultur- und Heilpflanze. Und anders als Mais sei die „Silphie“ eine regelrechte Bienen- und Insektenweide schlechthin: Sie blühe bis in den September hinein und damit in einer Zeit, in der Honigbienen nicht mehr allzu viel Nektar finden – am wenigsten in Mais-Feldern. Eine „eierlegende Wollmilchsau“ also, die Energie und Honig liefert und für blühende Landschaften sorgt, wie eine Zeitung in Oberschwaben begeistert titelte.
Von heute auf morgen indes wird die „Silphie“ den Anbau von Energie-Mais hierzulande nicht verdrängen. Aber er kann noch optimiert werden durch gezielt ausgewählte Saatgutsorten. Dem dient alljährlich der „Mais-Tag“, bei dem Pflanzenzuchtunternehmen auf dem Versuchsfeld beim „Illinger Eck“ Neuzüchtungen vorstellen. Dort sind rund 50 verschiedene Mais-Sorten angebaut, um ihre unterschiedlichen Wuchseigenschaften vergleichen zu können.
Zwar gibt es Erkenntnisse der landwirtschaftlichen Versuchsanstalten, die aber wiederum abhängig sind von den dort vorherrschenden klimatischen und auch Bodenbedingungen, weiß Harald Jaggy, Betriebsleiter der Biomethananlage. Deshalb das Versuchsfeld bei Mühlacker, wovon wiederum die Landwirte aus der Umgebung lokale Rückschlüsse ziehen können.
Rund 32 000 Tonnen Mais-Silage werden zur Gasproduktion in einem Jahr benötigt. Diese Menge stammt von Feldern von rund 75 bis 80 Landwirten aus der näheren und weiteren Umgebung etwa zwischen Strohgäu, Heckengäu und Kraichgau. Etwa 60 Prozent des Maisbedarfs wird in den Silos auf dem Gelände in den „Waldäckern“ eingelagert, der Rest im Außenlager bei Bretten im Steinbruch Sämann.
Voraussichtlich in den nächsten zehn Tagen beginnt rund um Mühlacker die Mais-Ernte. Auf den Straßen wird also mit einem erhöhten Vorkommen landwirtschaftlicher Transportfahrzeuge zu rechnen sein. Die Verantwortlichen der Biomethan-Anlage raten den Verkehrsteilnehmern also zu erhöhter Achtsamkeit, auch in den Abendstunden.